19.12.2024

Klein aber OHO - Pomerol

Wirft man einen Blick auf die Übersichtskarte der Region Bordeaux, so erfordert es Geduld und mindestens ein Adlerauge, um nordwestlich von Saint-Émilion das beschauliche Weinanbaugebiet Pomerol zu entdecken.

Es befindet sich auf der rechten Uferseite der Dordogne, nahe der Stadt Libourne und umfasst eine Fläche von gerade einmal 800 Hektar.

Vergleicht man Pomerol nicht nur größentechnisch mit den anderen Anbaugebieten des Bordeaux, wird schnell ersichtlich, dass es sich dabei um eine ganz besondere Subregion handelt.

So existiert in Pomerol, im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten kein Klassifikationssystem, sodass die Weine einzig und allein aufgrund ihrer hervorragenden Qualität und ihres exzellenten Rufs geschätzt werden.

Dies war jedoch nicht immer so. Verglichen mit den Regionen des linken Ufers, galt Pomerol ursprünglich als weniger prestigeträchtig. Als jedoch internationale Sammler und Weinenthusiasten das Gebiet erkundeten und der Château Petrus im Jahre 1878 Gold bei der Weltausstellung in Paris erlangte, erlebte die Region ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine spektakuläre Entwicklung.

So waren es insbesondere Châteaus wie Petrus und Le Pin, die dafür sorgten, dass die Popularität des Gebiets in kurzer Zeit enorm anstieg.

Château Petrus

Verbunden mit der geringen Produktionsmenge, aufgrund der geringen Größe, erlangten die Weine eine besondere Exklusivität, was sich bereits seit mehreren Jahren auch darin widerspiegelt, dass viele der besten Weine bereits vor der Veröffentlichung ausverkauft sind.

Diese setzen sich vornehmlich aus Merlot (70–80 % Produktionsmenge in Pomerol) zusammen, welche die dominierende Rebsorte in Pomerol darstellt und häufig durch Cabernet Franc für zusätzliche Komplexität ergänzt wird.

Die Reben wachsen in Pomerol auf einem besonders abwechslungsreichen Boden mit einer Mischung aus Kies, Lehm und Sand. In diesem Zusammenhang ist vorwiegend der eisenreiche Lehmboden „Crasse der Fer“ hervorzuheben, der zu einer einzigartigen mineralischen Note in den Weinen beiträgt.

Merlot-Trauben in Pomerol

Auf diesen Böden gedeiht der Merlot besonders gut, wobei insbesondere die Kombination aus Wasserregulierung und mineralischem Einfluss die Weine mit ihrer besonderen Fülle, Eleganz und samtigen Textur fördert.

Diese umfassen typischerweise Aromen von dunklen Früchten wie Pflaumen und Brombeeren, oft ergänzt durch Noten von Trüffeln, Schokolade und Erde.

Im Gesamtkontext des Bordeaux, das für seine Vielfalt an Rebsorten bekannt ist, dominiert in Pomerol die Merlot-Traube, die im kleinen Weinanbaugebiet eine Perfektion erreicht, die ihresgleichen sucht und wodurch sich die beschauliche Subregion klar von den anderen Bordeaux-Appellationen abgrenzt.

Weinreben des Pomerol eingehüllt in die malerische Umgebung

Während sich heutzutage nicht nur Weinenthusiasten, sondern auch vornehmlich Investoren und Sammler die Finger nach den stark limitierten Erzeugnissen der angesehenen Weingüter wie Château Petrus, Château Le Pin, Château Lafleur oder Château La Conseillante lecken, ist Pomerol ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein kleines Gebiet mit den richtigen Bedingungen und der richtigen Pflege einige der besten Weine der Welt produzieren kann.

Die wichtigsten Weingüter in Pomerol

Trotz der beschriebenen, kleinen Anbaufläche beheimatet Pomerol einige der berühmtesten Weingüter der Welt, die wir Ihnen an dieser Stelle genauer vorstellen möchten.

Château Petrus

Château Petrus ist zweifellos das Kronjuwel von Pomerol und zählt seit mehreren Jahren zu den teuersten Weinen der Welt. Mit einer Anbaufläche von nur 11,4 Hektar produziert das Château Weine, die annähernd aus fast 100 % Merlot bestehen. Petrus zeichnet sich durch seine dichte Struktur, seidige Textur und enorme Lagerfähigkeit aus. Jahrgänge wie 1982 oder 2000 haben einen absoluten Kultstatus erreicht.

Château Le Pin

Château Le Pin ist ein weiteres Highlight des Pomerol, bekannt für seine winzige Produktion und exorbitanten Preise. Dieses Boutique-Weingut umfasst nur 2,7 Hektar und wurde in den 1970er Jahren gegründet. Die Weine von Le Pin sind besonders elegant, mit einem unverwechselbaren Aroma von exotischen Früchten sowie Noten von Vanille und Kakao.

Château La Fleur-Pétrus

Château La Fleur-Pétrus liegt in direkter Nachbarschaft zu Petrus und kombiniert die Eleganz von Merlot mit der Struktur von Cabernet Franc. La Fleur-Pétrus bietet Weine, die weniger opulent, aber dafür unglaublich fein und ausgewogen sind. Inzwischen gilt es als Geheimtipp unter Pomerol-Liebhabern.

Château Trotanoy

Trotanoy, was auf Altfranzösisch "traurige Freude" bedeutet, hat eine lange Geschichte und produziert Weine, die Kraft und Finesse vereinen. Die Lehmböden des Weinguts verleihen dem Merlot eine markante Struktur, während Fruchtaromen von schwarzer Kirsche und Pflaume dominieren.

Château L’Évangile

Château L‘Évangile kombiniert die Tradition von Pomerol mit modernem Weinbau. Die Weine von L’Évangile sind reichhaltig, mit Aromen von dunkler Schokolade, Lakritz und einer samtigen Tanninstruktur. Dank der Investitionen der Besitzerfamilie Rothschild hat das Weingut in den letzten Jahrzehnten einen beispiellosen Aufstieg erlebt.

Vieux Château Certan

Mit einer langen Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, gehört Vieux Château Certan zu den angesehensten Namen in Pomerol. Das Gut produziert komplexe Weine mit Noten von Veilchen, Zedernholz und dunklen Beeren, die eine unverwechselbare Eleganz besitzen.